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Forstexkursion nach Tschechien vom 3.bis 5. Oktober 2014
von Margaretha Rothwangl
Am Freitag, den 3.10. fuhren wir mit dem Bus der Firma Watzke über das
schöne, hügelige Mühlviertel in das Gebiet des Böhmerwaldes, wo auch die
Heimat Adalbert Stifters liegt. Ein
gutes Mittagessen stärkte uns in Nova Pec, das wir eben rechtzeitig zur
vorgeschriebenen Ruhepause des Chauffeurs erreicht haben.
Nach der Stärkung erwartete uns
schon der Leiter des Nationalparks Sumava. In diesem Park hat Kyrill 2002
großen Schaden angerichtet. Großteils wurde das Holz aufgearbeitet, aber in
hohen Lagen war das nicht so, daher war dort dann auch die Käferplage sehr
stark. Aufgeforstet wurde nicht, nur Naturverjüngung. Erschwerend ist, dass das
Tschechische Forstgesetz ganz genau den prozentuellen Anteil an den Pflanzen vorschreibt (Verhältnis Fichte:Douglasie:Buche:Eiche
etc).
Dieser Nationalpark ist in Sektoren unterteilt, wonach sich die
Intensität der Bewirtschaftung richtet.
Wir waren in einem Sektor, wo mit Harvester gearbeitet und lichtergestellt
wurde (überwiegend Fichte).
Auch in diesem Park verlief ein Teil des Schwarzenberg´schen Forstkanals.
Dieser Kanal wurde als technische
Meisterleistung nach Plänen von lng. Josef Rosenauer ab 1789 in mehreren
Etappen erbaut. Er verlief von der bayrisch/tschechischen Grenze über die große
Mühl zur Donau und das (Brenn)Holz war in acht Tagen in Wien. Dieser Bau war
erforderlich, da Wiens Bevölkerung stark unter Brennholzmangel litt, der
Wienerwald fast abgeholzt war und man diesem
Problem somit Abhilfe schaffen konnte.
In einem Ausstellungsraum konnten wir den genauen Verlauf des Kanals
besichtigen und auch gleich in der Nähe das untere Tunnelportal in natura
sehen, das in den Jahren 1821 - 1823 erbaut wurde.
Abendessen und Übernachtung waren in dem sehr schönen Hotel U Kaplicky in
Pisek.
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Am Samstag führte uns die Exkursion in den Schwarzenberg´schen Besitz und
später nach Schloß Orlik.
FD Dl Bambuskar zeigte uns zuerst Buchenaufforstungen (eingezäunt), danach
die eigene Baumschule mit Fichtenpflanzen. Dieses Gebiet hier ist so
niederschlagsarm, dass es praktisch keine Naturverjüngung gibt, sondern alles
nachgesetzt wird. FD Bambuskar betont, dass auch hier genau nach den
gesetzlichen Vorschriften der Prozentanteil der gesetzten Pflanzen eingehalten
wird. Sie mischen Fichte mit Douglasie, Eiche mit Buche oder Linde und
beobachten genau, was die besten "Pflanzenmischungen" sind. Auch die
Niederschläge werden genau aufgezeichnet.
Erbprinz Johannes Schwarzenberg hat sich freundlicherweise die Zeit
genommen und uns begleitet und sehr entschieden und deutlich seine Meinung zu
allen Fragen seines Besitzes und auch der Jagd dargelegt. In Tschechien besitzt
die Familie Schwarzenberg ca. 12.000 Hektar. Einschlag ca. 65.000 fm pro Jahr.
Anschließend wurden wir in die "Kathedrale" geführt, hier stehen
170 Jahre alte wunderschöne hohe Douglasien. Eine Douglasie z.B. misst vier
Meter im Umfang und bringt 22 fm Holz,
sie ist ca. 70 Meter hoch.
Das Wildgatter ist derzeit 400 Hektar groß. Jagd war immer ein Thema in
Orlik. Es gibt Wildschweine, Fasane, Rehe, Damwild; Hirsche werden alle erlegt.
Im Gatter wird gefüttert, hier erfolgt auch schon Selektion (bei Sauen).
Einnahmen kommen aus dem Forst, der Jagd, aus 400 Hektar Fischteichen, der
Fasanerie, 1.200 Hektar Landwirtschaft.
Mittags wurden wir von Erbprinz Johannes Schwarzenberg zum Mittagessen eingeladen,
wofür wir uns nochmals sehr herzlich bedanken.
Schloß Orlik steht auf einem Felssporn hoch über der Moldau und wird
teilweise vom Moldaustausee umschlossen. Es ist wunderschön renoviert, mit
originalen Möbeln eingerichtet, es gibt eine riesige Waffensammlung und jede
Menge Trophäen. Das Schloß Orlik wird
nicht von der Familie Schwarzenberg bewohnt, sondern steht für die
Besichtigungen zur Verfügung. Rundherum ist ein 140 Hektar großer Park, wo in
einem Teil davon auch das Mausoleum steht. Auf den umliegenden Wiesen hier
konnten wir viele Fasanen beobachten, die auf den großen Flächen das Fliegen
übten. Am Moldaustausee kann man mit Booten fahren oder auch fischen.
Der Abend war zur freien Verfügung. Wer wollte, konnte die (ehemalige)
Goldgräberstadt Pisek besichtigen. Die Stadt wurde sehr oft zerstört, schön
sind das Ufer der Moldau und die alte Steinbrücke.
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Am Sonntag wurden wir nach Krumau geführt, wobei wir unterwegs, passend zu
Sonntag, die Moldau von Smetana akustisch genießen konnten. In der Stadt führte
uns Frau Dana Soberova vom Parkplatz aus unter der Mantelbrücke durch in die
alte Innenstadt. Sie verstand es, viele lustige Anekdoten zu erzählen und wir mussten mit ihr sehr viel lachen.
Krumau wurde nach dem Ende des Kommunismus sehr schön renoviert. Beim Übergang
über die Brücke hat man einen wunderschönen Blick auf das Schloss. Der Turm ist
der älteste Teil des ganzen Komplexes. Im Schloss gibt es neben anderem auch
ein Theater, im Garten steht nochmals ein Theater. In beiden Theatern finden im
Sommer Aufführungen statt. Beim Wandeln durch die Stadt kamen wir am
Schiele-Museum vorbei, an der St. Veits Kirche und am Hotel Roze. Hier kann man
von der Terrasse zum Kalvarienberg
blicken mit seiner weißen Kapelle, unter uns liegt die Moldau und anschließend beginnt der Stadtpark. Weiter geht's zum Rathaus am
Hauptplatz, dort steht auch das älteste Hotel der Stadt. Beim Aufgang zum Schloss kamen wir am Restaurant Svejk
vorbei wo wir anschließend ein sehr gutes Mittagessen genossen (typisch böhmischen
Lendenbraten). Die Bären im Schlossgraben hielten Mittagsruhe und ließen sich
nicht blicken. Dafür haben wir die Fanfare gehört, die um Punkt 12 Uhr vom
Schlossturm geblasen wird.
Es war eine sehr schöne Fahrt, wir danken allen Organisatoren!
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Autor: Maierhofer
18.12.2014, 12:28 MEZ
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