Aus- und Weiterbildung für überwiegend manuelle und praktische Tätigkeiten
Die Ausbildung für diesen Personenkreis findet in den Forstlichen Ausbildungsstätten statt. Forstfacharbeiter (FFA) und die Ausbildung zum Meister/-in der Forstwirtschaft werden in Kurssystemen in den FAST Rotholz, Ossiach und Traunkirchen angeboten und durchgeführt. In ähnlichen, meist mehrmonatigen Lehrgängen, die bundesländerweise unterschiedlich geregelt sind, absolvieren angehende Berufsjäger/-innen ihre Ausbildung. Auch die zweijährige Ausbildung in Traunkirchen mit einem zusätzlichen Qualifikationsprogramm ermöglicht die Berufsjägerausbildung.
Land- und forstwirtschaftliche Fachschulen
Die Fachschulen der einzelnen Bundesländer haben je nach Lage einen mehr oder weniger starken forstlichen Schwerpunkt in der Ausbildung. Zu den Fachschulen mit einer stärkeren Gewichtung auf der Waldwirtschaft zählen u.a. die FFS Litzlhof in Kärnten, die FFS Tamsweg in Salzburg und die FFS Hohenlehen und Phyrra in Niederösterreich. In der Steiermark haben alle Fachschulen, außer diejenigen mit einer speziellen Ausbildung in Richtung Obst- oder Weinbau bzw. Haushaltsmanagement eine forstliche Ausbildung mit eigener Ausbildungsschiene. Da die Schüler/-innen der Fachschulen häufig Hofübernehmer sind, haben sie je nach Herkunft einen unterschiedlich hohen Anteil an Forstwirtschaft in den elterlichen Betrieben.
Aus- und Weiterbildung für überwiegend operative und organisatorische Tätigkeiten
Für diesen Personenkreis stehen die Ausbildungsschienen der Forstfachschule Traunkirchen (Forstwart/-in) und die HBLA f. Forstwirtschaft in Bruck an der Mur (Förster/-in) zur Wahl.
Die HBLA f. Forstwirtschaft bietet neben der klassischen fünfjährigen Laufbahn der höheren berufsbildenden Schulen einen dreijährigen Aufbaulehrgang für Absolvent/-innen der Forstfachschule Traunkirchen und jene von land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen an. Die Berechtigungen und weiterführenden Möglichkeiten sind für Absolvent/-innen des Aufbaulehrganges dieselben, wie für jene der fünfjährigen Form.
Universitäre Ausbildung
Die Voraussetzung für die universitäre Ausbildung ist der Abschluss einer höheren Schule mit der Matura oder der Reife- und Diplomprüfung oder eine Berufsreifeprüfung. Die Berufsreifeprüfung kann von in der Forstwirtschaft tätigen Personen an unterschiedlichen Institutionen abgelegt werden, wie z.B. dem bfi oder dem WIFI. Für einen forstlichen Abschluss sind aber spezielle Gegenstände an der HBLA f. Forstwirtschaft und eine facheinschlägige Diplomarbeit zu verfassen. Danach hat man die Möglichkeit, ein facheinschlägiges Studium an der Universität für Bodenkultur oder an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik zu besuchen.
Die Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien bietet eine Vielfalt an unterschiedlichen akademischen Ausbildungen nach dem Bologna-System mit Bachelor- und Masterstudiengängen. Derzeit werden im Bereich der Forstwirtschaft sieben Bachelorstudien angeboten. Die Durchlässigkeit zwischen unterschiedlichen Studiengängen ist auch hier ein wesentliches Kriterium und so ist der Masterstudiengang Forstwirtschaft über relativ unterschiedliche Bachelorstudiengänge zugänglich. Deshalb können sich die Ausbildungswege von Akademiker/-innen mit formal gleichen Abschlüssen (Master) durchaus stark unterscheiden.
An der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) werden einerseits klassische Hochschulstudien für die Umwelt- und Agrarbildung, die nach dem System Bakkalaureat und Master strukturiert sind, angeboten. Zum anderen fungiert die Hochschule als Fort- und Weiterbildungsanstalt für jene Personen, die in der Beratung der Landwirtschaftskammern und im mittleren und höheren land- und forstwirtschaftlichen Schuldienst tätig sind.
Für eine Fachhochschulausbildung im forstlichen Bereich hat sich in Österreich im Gegensatz zu Deutschland bisher keine Notwendigkeit ergeben, da die Überschneidungen zwischen einer Fachhochschulebene und der Universität bzw. der höheren berufsbildenden Ausbildung sehr groß wären. Auch seitens der Praxis und/oder der Politik gibt es dahingehend keine Forderungen.
Auf der Ebene der EU ist die forstliche Ausbildung noch einmal komplexer und vielfältiger. Ein Alleinstellungsmerkmal der österreichischen Ausbildung ist die sogenannte „duale Ausbildung“, wo auf der sekundären Ausbildungsstufe (Matura, Abitur) eine Fachausbildung durch die Verlängerung um ein Ausbildungsjahr ermöglicht wird. Ähnliche Ausbildungssysteme auf der sekundären Stufe von ca. 14 bis 19 Jahre haben noch mehrere osteuropäische Staaten. Diese haben aber nach der Integration in die EU auf viele ehemalige sekundäre Schulen eine tertiäre Ausbildung in Form von Fachhochschulen aufgesetzt, um mit den mittel- und westeuropäischen Ausbildungsschienen vergleichbar zu sein. Die mittel- und westeuropäischen Staaten kennen in der sekundären Ausbildungsstufe hingegen nur eine schulische oder eine fachliche Ausbildung, aber kaum Mischsysteme wie unsere HTLs und HBLAs. Dafür sind dort die Fachhochschulstudiengänge auf dem tertiären Sektor etabliert und bilden auf dieser Stufe Personen aus, die in ähnlichen Positionen tätig sind, wie die österreichischen Absolventen/-innen von berufsbildenden höheren Schulen (BHS). Um die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Ausbildungssysteme in der EU zu ermöglichen, gibt es sowohl auf nationaler wie auch internationaler Ebene sogenannte „qualification frames“. Diese „Qualifikationsrahmen“ geben in Stufen oder „levels“ den durch die formale Ausbildung erreichte Höhe des Abschlusses an und machen damit unterschiedliche Ausbildungswege im EU-Raum vergleichbar.
Für die Forstwirtschaft ist es seit längerem selbstverständlich, vor allem auf der ausführenden Ebene mit Arbeitskräften aus dem EU-Raum und dem südosteuropäischen Bereich die entsprechenden manuellen Tätigkeiten abzuwickeln. Wie stark die zunehmenden Verflechtungen und Durchlässigkeiten in der EU dazu führen werden, dass auch auf der leitenden operativen und strategischen Ebene Forstpersonal aus dem EU-Raum eingesetzt wird, hängt von betrieblichen und vor allem gesetzlichen Rahmenbedingungen ab. Derzeit ist das Forstgesetz in dieser Hinsicht eine Art „Gebietsschutz“ für das leitende Forstpersonal. Begründbar ist dieser relativ strenge gesetzliche Rahmen durchaus mit den in österreichischen Betrieben sehr unterschiedlichen Anforderungen an das leitende Forstpersonal. Das beginnt bei der Sprache, geht über die Schutzwaldbewirtschaftung und über die arbeitsrechtlichen Spezifika in Österreich und hört bei den jagdlichen Regelungen in den einzelnen Bundesländern noch lange nicht auf. Die föderalen Strukturen machen es auch für gut ausgebildete Forstleute aus dem EU-Raum oft nicht einfach, in dem kleinen, aber komplexen Österreich, die gestellten Aufgaben gut, effizient und kompetent zu lösen.
Die Vielfalt der Aus- und vor allem auch Weiterbildungsmöglichkeiten ist ein wesentliches Merkmal der österreichischen Forstwirtschaft. Vor allem in der Fort- und Weiterbildung spielen wieder die Forstlichen Ausbildungsstätten eine wesentliche Rolle, da sie über das Kurssystem rasch auf aktuelle Fragestellungen und Entwicklungen reagieren können. Viele, vor allem größere Betriebe haben natürliche eine intensive betriebsinterne Schulungs- und Qualifizierungsschiene, die es Mitarbeiter/-innen ermöglicht, sich weiterzubilden. Unter diesem Gesichtspunkt sind auch die je nach Ausbildung unterschiedlich langen Berufspraktika ein wesentlicher Aspekt der forstlichen Ausbildung: Betriebe können sich im Zuge der verpflichtenden Praktika ein Bild von zukünftigen Mitarbeiter/-innen machen. Und umgekehrt ermöglichen die mehrwöchigen Kontakte mit der Berufswelt jungen Menschen Einblicke, die in der klassischen Ausbildung zwar vermittelt, aber nicht direkt erlebt werden können.
Die unterschiedlichen Blickwinkel auf das komplexe Ökosystem Wald, seine nachhaltige Bewirtschaftung und die vielfältigen Ansprüche seitens der Gesellschaft erfordern von allen im Wald tätigen Personen, sich mit Fragen der Ausbildung, Fort- und Weiterbildung zu beschäftigen. Die Herausforderungen liegen darin, über die kurz- und mittelfristigen Bildungsangebote der unterschiedlichen Träger auf aktuelle Bedürfnisse zu reagieren, ohne das Basiswissen und die entsprechenden Kompetenzen zu vernachlässigen.
Die gute Kombination von schulischer und universitärer Ausbildung, Fort- und Weiterbildung über Kurssysteme und die Interaktion von Ausbildung und praktischer Arbeitswelt wird die Herausforderungen der Zukunft wahrnehmen und mit kooperativen Lösungen erfolgreich meistern.