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Weltkulturerbe Streuobstwiesen © Judith Drapela-Dhiflaoui

Biodiversität

Die Streuobstwiese – ein Universalgenie

Ein Artikel von Dr. Sylvia Steinbauer (UWD) | 10.07.2024 - 10:46
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Schmotzbirnbaum © Judith Drapela-Dhiflaoui

Wussten Sie, dass der „Streuobstanbau in Österreich“ seit Dezember 2023 immaterielles Kulturerbe der UNESCO ist? Zu Recht, denn Streuobstbestände sind nicht nur ein wichtiger Teil unseres kulturellen Erbes, sondern auch ganz besondere Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Typisch für den Streuobstgarten ist eine bunte Vielfalt an Bäumen mit Früchten unterschiedlicher Sorten, Arten und Geschmacksrichtungen.
Von den rund 3.000 Obstsorten in Österreich sind jedoch mittlerweile viele in ihrem Bestand bedroht – besonders gefährdet sind sogenannte alte Sorten, wie „Gravensteiner“, „Hauszwetschke“ oder „Williams Christ Birne“, die oft nur regional verbreitet sind. Extensive Streuobstwiesen stehen daher auf der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Österreichs. 

Gut fürs Klima – gut für alle
Streuobstkulturen sind nicht nur identitätsstiftend und landschaftsprägend, da sie stellvertretend für jahrhundertealte, traditionell bewirtschaftete Kulturlandschaften stehen, sondern sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz – denn durch die extensive Bewirtschaftung und lokal-regionale Verarbeitung hat der Streuobstbau einen sehr geringen CO2-Fußabdruck. Zudem speichern nicht nur die Bäume in Stamm, Ästen und Wurzeln Kohlenstoff, sondern auch die Wiesen darunter binden diesen im Boden sowie in der Wurzelmasse der Gräser und Blumen. Das macht die Bestände zu Kohlenstoffsenken und trägt dazu bei, negative Klimaveränderungen zu verringern. Vor allem in stark verbauten Gebieten mit wenig Baumbestand tragen die Gärten aber auch zur Beschattung und Kühlung bei, senken die Temperatur und bieten Menschen und Tieren Schutz vor großer Hitze. 

Hotspots der Biodiversität
Auch für die Biodiversität sind Streuobstwiesen von Bedeutung. Durch ihre einzigartige Strukturvielfalt bilden sie einen Mikrokosmos, in dem Fauna und Flora auf verschiedenen Stockwerken zusammenleben. Die Vielfalt reicht vom Siebenschläfer oder der Bartfledermaus über gefährdete Wildbienen- und Schmetterlingsarten bis hin zu seltenen Orchideen – und: Je älter die Streuobstbestände, desto wertvoller sind sie für die Artenvielfalt. Streuobst ist auch die Grundlage für hochwertige Köstlichkeiten, wie Fruchtsäfte, Most, Cider, Edelbrände, Marmeladen und vieles mehr. 

Broschüre liefert kompaktes Wissen
Um die Bedeutung der wertvollen Streuobstbestände und das Wissen rund um Streuobst auch für zukünftige Generationen zu erhalten, hat die österreichische Streuobstexpertin und Mitbegründerin der ARGE Streuobst Österreich, Katharina Varadi-Dianat, unter Mitarbeit mehrerer Kollegen und Fachexperten ein Standardwerk zu Kultur, Zustand und Entwicklung des Streuobstbaus in Österreich verfasst. Fachlich fundiert und gespickt mit vielen Praxis-Tipps und Hintergrundinformationen fasst

Varadi-Dianat in dieser Broschüre den aktuellen Stand zu den Themen Anlage, Pflege und Nutzung von Streuobstwiesen zusammen. Der Bogen spannt sich von der Bedeutung der Streuobstkulturen als Obstlieferanten und Lebensräume für Fauna und Flora über die gezielte Anlage der Obstgärten und deren Bewirtschaftung bis hin zur Verwertung des Obstes. Darüber hinaus bietet der Leitfaden Informationen zu Fördermöglichkeiten, Literaturempfehlungen und Kontaktadressen aus ganz Österreich. Die 62 Seiten starke Broschüre liefert allen Streuobstliebhabern neue Impulse – egal ob der praxisbezogene, pomologische, ökologische oder kulinarische Zugang im Vordergrund steht. Das Werk ist online verfügbar und kann gegen einen Unkostenbeitrag von 5 € für Porto und Versand bei der ARGE Streuobst unter info@argestreuobst.at bestellt werden.