KWF-Tagung

Wuchshüllen ohne Plastik

Ein Artikel von Philipp Matzku | 22.07.2024 - 10:55

Die Unterschiede zwischen den Anbietern liegen vor allem im verwendeten Material der Wuchshüllen. Diese reichen von Holz, Baumwolle und Stärke aus landwirtschaftlichen Produkten bis hin zu Hartpapier. Hinzu kommen die Form (rund, rechteckig, dreieckig), das Bindematerial, die Fixierung am Haltestab sowie die Anzahl und Größe der Löcher für die Luftzufuhr und die Lichtdurchlässigkeit. Weitere Faktoren sind Gewicht, Transportfähigkeit, Einfachheit und Geschwindigkeit bei der Ausbringung sowie, soweit notwendig, das Auffinden und Einsammeln der Wuchshüllen. Doch insbesondere der Kostenfaktor spielt eine entscheidende Rolle. Ab 2025 soll es eine DIN Spec-Norm für Wuchshüllen geben.

Das Post-Mikroplastik-Zeitalter

Wuchshüllen gibt es seit Jahrzehnten. Bekannt sind die Plastikwuchshüllen. Das Problem neben dem Thema Mikroplastik ist, die Schutzhüllen wieder aus dem Wald zu entfernen. Wie man auf der Messe hört, soll mehr als die Hälfte des Plastiks den Wald nie verlassen, weil die Wuchshüllen oder das, was davon übrigbleibt, oftmals nicht mehr gefunden oder erst gar nicht gesucht werden. Ein weiterer Nachteil, gerade bei Plastikwuchshüllen, ist der Treibhauseffekt in der Hülle. Aufgrund der Hitzeentwicklung ist das Längenwachstum des Jungbaumes im Vergleich zur Wurzelentwicklung überproportional erhöht. Das Resultat: Die Wuchshülle wird nach ein paar Jahren, wenn die Pflanze aus dem Äser ist, entfernt und der Baum fällt um. Praktisch alle Konzepte haben Löcher oder Schlitze in ihren Hüllen. Dies gewährleistet einerseits eine entsprechende Lichtdurchlässigkeit und verhindert andererseits ein Überhitzen innerhalb der Hülle. Die Arbeitskraft ist sowohl bei der Produktion als auch beim Ausbringen und Aufstellen sowie gegebenenfalls beim Einsammeln der Wuchshüllen der größte Kostenfaktor. Kosten zwischen 4 und 8 € pro Wuchshülle werden genannt. Davon entfallen auf das Einsammeln 2 bis 2,3 €, so die Erfahrung der Forstbetriebe.

Wuchshüllen auf Holzbasis

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Restholz aus der Sperrholzproduktion verwendet Xilotrade für seine Wuchshüllen aus Buchenfurnier © Philipp Matzku

Wuchshüllenkonzepte aus Holz scheinen recht beliebt zu sein. Bereits seit ein paar Jahren auf dem Markt sind die Wuchshüllen aus Fichtenfurnier von Franz Eschlbeck Engineering, Prien am Chiemsee (Wuchshülle aus Furnier statt Plastik). Witasek Pflanzenschutz, Feldkirchen in Kärnten, hat zusammen mit dem Holzwerkstoffproduzenten Fundermax Baumschutzhüllen aus Hart- und Weichfaserplatten entwickelt (Biologisch abbaubare Baumschutzhüllen).

Auf der KWF war der Xilo-Baumschutz von Xilotrade, Altenberge/DE, zu sehen. Die Wuchshüllen bestehen aus unbehandelten Buchenfurnieren, die als Nebenprodukt in der heimischen Sperrholzproduktion anfallen. Der selbstspannende und formstabile Baumschutz in den Maßen 800 Mal 1200 mm kann im Wald vollständig rückstandsfrei verrotten. Das Spannfurnier wird durch unverzinkten Spezialdraht, der normalerweise im Weinbau verwendet wird, zusammengehalten. Der Transport auf die Forstfläche erfolgt ohne Vormontage, was einen schnellen Aufbau vor Ort ermöglicht sowie keinerlei Entsorgungskosten verursacht, betont man seitens Xilotrade.

 

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Holzschutzhüllen aus Kiefernholz verwendet Dendron. Diese halten sieben bis zehn Jahre © Philipp Matzku

Für die Dendron-Holzschutzhüllen verwendet Walthmeyer, Ansbach/DE, märkische Kiefernschindeln, die durch drei speziell gewebte Bänder aus reiner Jute aneinander und dann am Haltestab befestigt sind. Der Aufbau ist handwerklich einfach und rasch und dauert laut Herstellerangaben weniger als 1 Minute.

„Das reine Naturmaterial wurde gutachterlich auf Haltbarkeit überprüft. Das Ergebnis: sieben bis zehn Jahre. In der Praxis stehen die Dendron-Hüllen bereits fast vier Jahre im Wald und schützen alle Baumarten konsequent und wirksam“, erklärt Dr. Alfred Meyerhuber, Geschäftsführer bei Walthmeyer. Die Dendron-Schutzhüllen sind KWF-zertifiziert.

Technisch hergestellt, aber kein Plastik

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Sieht aus wie Plastik, ist es aber nicht: Die Wuchshüllen von Arbotrade sind sehr lichtdurchlässig © Philipp Matzku

Mit einer mehrjährigen wissenschaftlichen Begleitung präsentierte Arbotrade, Ilsfeld, die unter Waldbedingungen zu 100 % biologisch abbaubare Arbotrade-Wuchshüllen auf der KWF-Tagung. Diese bestehen aus dem vollständig pflanzenbasierten und preisgekrönten Biokunststoff Arboblend. „Die Wuchshülle sowie der Kabelbinder werden an Ort und Stelle nachweislich restlos und umweltverträglich durch Mikroorganismen biologisch abgebaut“, informiert Yannic Graf, Produktmanager bei Arbotrade. Die Baden-Württemberger garantieren je nach Standort eine Standzeit von vier bis fünf Jahren und die Wuchshülle eignet sich laut Hersteller besonders für den Schutz von Setzlingen. Die Wuchshülle ist in rund 30 Sekunden aufgebaut und zeichnet sich trotz ihrer geschlossenen Form durch eine besonders hohe Lichtdurchlässigkeit aus.

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Die Hülle mit QR-Code zur GPS-Positionierung: Axel Hinder neben seiner Deosend-Baumschutzhülle aus einem Composite Material © Philipp Matzku

Äußerlich sehr ähnlich zu dem Arbotrade-Konzept sind die nachhaltigen Wuchshüllen von Deosend, Borchen/DE. Die Hülle besteht aus einem Composite-Material aus Papier und Baumwollmischgewebe. Die Wuchshüllen gibt es in der 120 cm- Form für Reh- sowie in der 180 cm-Variante für Rotwild. Eine Besonderheit hierbei ist die Rückverfolgbarkeit der Wuchshüllen durch einen Laser-QR-Code auf der Papieraußenseite. „Die erfassten Daten können ferner zur Verfolgung des Wuchsfortschrittes verwendet werden. Die Wuchshüllen können aber, sofern notwendig, mit dem QR-Code geortet und aus dem Wald entfernt werden, obwohl sie gänzlich biologisch abbaubar sind“, erklärt Deosend-Geschäftsführer Axel Hinder.

Großbritannien mit viel Erfahrung

Zu den führenden Produzenten von recycelbaren Wuchshüllen, unter anderem der Ventex-Reihe in den vergangenen Jahrzehnten, zählt sich das britische Unternehmen Tubex. Mit der Tubex Nature haben die Briten ebenfalls eine biologisch abbaubare Wuchshülle in ihrem Programm. Die ISO 17556-geprüfte Lösung eignet sich laut Tubex „perfekt für Bereiche mit dichtem Wald oder eingeschränktem Zugang, wenn Sammlung und Recycling nicht umsetzbar sind“. „Was am Ende des Abbauprozesses übrigbleiben sollte, sind Kohlendioxid und Wasser, mehr nicht“, betont Pascal Supiot, Sales Manager für die DACH-Region bei Tubex.

Ebenfalls von den Britischen Inseln stammt der Baumschutz von Go Natural Future, Kronberg/DE. Das verwendete Material, ein Baumwoll-Loomstate-Substrat, ist laut Hersteller „mit ethisch gewonnenem Kiefernharz beschichtet“ und frei von Kunststoffen und Derivaten. Die Beschichtung ist sowohl FSC- als auch PEFC-zertifiziert.

Der eigene Weg

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"Die Buckshülle ist sehr leicht und schnell aufzustellen", erklärt Markus Buck auf der KWF-Tagung © Philipp Matzku

Die „Buckshülle“, mit einer auf Baumwolle basierenden gestrickten Hüllenstruktur, ist besonders leicht (130 g/Hülle). Die komplette Montagezeit liegt laut Hersteller bei rund 20 Sekunden. Die von TÜV Austria mit vier von vier Sternen bewertete Baumwuchshülle von Buck, Bondorf/DE, verhindert durch ihre ausreichende Belüftung einen Anstieg der Luftfeuchtigkeit im Inneren der Hülle und beugt einer Überhitzung vor.

Eine noch schnellere Aufstellzeit von nur 10 bis 15 Sekunden verspricht Agrar & Forst Service, Meinerzhagen/DE, mit seiner 120 g schweren Wuchschutzhülle mit Freiwuchskeil. Die konische Hülle besteht aus einem zertifizierten, mit Naturharz beschichteten Zellulose-Hartpapier auf Holzbasis ohne jegliche Verbindungslaschen sowie einem Klemm- und Haltestab aus Robinienholz.